Indonesien kannte ich hauptsächlich von Bildern mit weißen Stränden, Berichten von Yoga-Retreats, einer tollen Landschaft, der Tierwelt und exotischem Essen. Auch mein Vater berichtete oft von seiner Reise, die er vor einigen Jahren und sogar mehrmals nach Indonesien machte. Auch er erzählte schon von vielen Touristen und den klassischen Party-Peoplen. Ganz so extrem, wie wir es erlebt haben, hatte ich es mir aber dann doch nicht vorgestellt.
Unser Flug ging von Basel aus mit Turkish Airline mit kurzem Zwischenstop in Istanbul nach Bali Denpasar. Wir kamen relativ spät an deswegen hatten wir für die erste Nacht eine preisgünstige Unterkunft in Flughafennähe gebucht. Viele Hotels bieten einen Shuttelservice an, welchen wir auch gebucht hatten. Da Denpasar nicht sonderlich viel zu bieten hat, war für uns schnell klar, dass wir dort nicht länger bleiben sondern direkt Richtung Ubud unsere Reise starten möchten. Der Fahrer des Hotels war freundlich aber wie sich hinterher rausstellte auch sehr aufdringlich und verkaufsfreudig. So bot er uns an, uns nach Ubud zu bringen und auf dem Weg noch einige Sehenswürdigkeiten abzuklappern. An sich war das eine sehr gute Idee um ein bisschen was vom Land zu sehen, im Endeffekt wurden wir aber nur in super touristische Sehenswürdigkeiten gelockt um am besten viel Geld für unsinnige Dinge auszugeben.


Neben einem Batikshop, wo wir fast dazu gedrängt wurden, uns einen Sarong zu kaufen, ging es noch in einen Tempel und in eine Kaffee-Rösterei. Interessant zu sehen war die Batikproduktion auf jeden Fall, es ist aber definitiv nicht notwendig, sich einen Sarong zu kaufen. Jeder Tempel bietet diese zum verleihen an, meist auch umsonst. So konnten wir im ersten Tempel unsere neu gekauften Sarongs gar nicht anziehen sondern wurden mit tempeleigenen Sarongs ausgestattet. Inclusive Haarschmuck für Männer.
Die Kaffee-Rösterei war auch ein Erlebnis für sich. So wurden wir erst durch einen angelegten Kaffee-Garten geführt, anschließend bekamen wir 10 unterschiedliche Kaffee- und Teesorten zum probieren und fritierte Bananen. Frido war nach der Hälfte bereits schlecht. Unser Fahrer ging bereits ins Auto und bat uns, im Shop etwas zu kaufen. Der Kaffee erschien uns aber zu teuer. Unserer Fahrer wollte trotzdem ganz genau wissen, was wir zu welchem Preis eingekauft hatten. Vermutlich wegen der Provision, ähnlich wie im Batikshop.



Nach mehreren Stunden hatten wir unsere Unterkunft etwas nördlich von Ubud erreicht. Wir konnten bereits um die Mittagszeit in der Unterkunft einchecken, etwas die Ruhe und den tollen Ausblick auf die Reisterrassen genießen. Unsere Unterkunft befand sich im Nachbartal der sehr bekannten Tagellalang Reisterassen. Nach Recherche war für uns aber sehr schnell klar, dass wir lieber die Reisterrassen unserer Dorfes auf eigene Faust anschauen gehen, statt die touristisch komplett überlaufenen Reisterrassen mit Schaukel- und Fotoangeboten. So konnten wir kleine Seitengassen erkunden, Einheimische bei der Reisernte beobachten und junge Mädels beim Fangen von Fischen. Zusätzlich fanden wir so einen jungen, stummen Mann mit einem kleinen Essens-Wägelchen am Straßenrand bei welchem Frido sich mit frischen Eier-Snacks eindeckte.



Für den nächsten Tag mieteten wir uns einen Roller um die Tempel der Umgebung und das Hinterland zu erkunden. Unsere Tour führte über den Pura Tirta Empul Tempel, mit sich reinwaschenden Europäern, über den Berg Mt. Batur bis hin zum Pura Besakhi, welcher eine gute Alternative zum bekannten und überlaufenen „Himmelstempel“ Penataran Agung Tempel darstellt. Aber selbst auf unserer knapp 100km langen Rollertour durch die kleinsten Dörfchen begegneten wir einem deutschen Reisebus. Die Menge an Touristen und deren Verhalten, irritierte uns immer wieder.



Um aber auch die Stadt Ubud kennenzulernen, verbrachten wir die darauffolgenden Nächte in einer anderen sehr schönen, wenige Minuten außerhalb von Ubud liegenden Unterkunft. In Ubud standen neben den vielen Märkten und teilweise auch kostenfreien Tempelanlagen auch das eher unbekannte aber sehr sehenswerte Schattenspiel Griya Agung und die Feuershow Kecak an. Wir entschieden uns, die Feuershow im Agung Rai Museum of Art in der Nähe des Affenparks anzusehen, hier waren nur sehr wenige Touristen anwesend. Da Affen nicht zu meinen Lieblingstieren gehören, war für mich vor der Reise schon klar, dass ich den Affenwald in Ubud nicht besuchen möchte. Hier scheinen die Affen sehr aufdringlich und frech zu sein, auch der Eintrittspreis ist sehr hoch. Ein ähnliches Affenspektakel erhält man aber auch, wenn man am Eingang zum Affenpark vorbei läuft und dann in eine kleine Gasse nach links abbiegt. Hier läuft man am Zaun des Affenparks entlang und trifft mindestens genau so viele Affen, auch ganz nah, wie im Affenpark selber. In Ubud hätte ich gerne noch mehr Tage verbracht. Viele kleine Gassen laden zum schlendern ein, genauso viele kleine Restaurants bieten tolle, einheimische Gerichte an.





Der Nachteil, mit einer sehr tierlieben Person zu reisen ist, dass egal welches Tier sich in Not befindet, geholfen werden muss. So hatten wir erst Rango, die etwas knusprige Echse im Zimmer an der Decke hängen und dann auch noch eine kleine sehr hungrige Katze im Tempel. Rango wurde nach seinem Absturz natürlich ausgiebig inspiziert, die hungrige Katze sofort mit ausreichend Futter versorgt.



Für uns ging es nach Ubud weiter nach Lombok um den Mount Rinjani zu besteigen. Von Ubud aus brachte uns unser Fahrer zum Flughafen. Vor Ort stellte sich heraus, dass unser Flug bereits im Dezember gecancelt wurde, man uns aber vergessen hatte bescheid zu geben. Immerhin hat die Rückerstattung nach einigen Wochen funktioniert. Ewige Diskussionen mit der Fluggesellschaft, mit Taxifahrern und privaten Fahrern hätten uns aber auch erspart bleiben können. Schlussendlich wurden wir zum Hafen nach Padang Bai gebracht und bekamen nach Preisdiskussionen kurz vor knapp noch eine Party-Fähre nach Lombok wo uns schon etwas erbost unser Fahrer erwartete. Dieser brachte uns in ein etwas gewöhnungsbedürftige Hotel….schmutzige Bettwäsche, überall kleine Krabbeltiere, verschmutze, braune Handtücher und undefinierbare Flüssigkeiten im Waschbecken… haben wir überlebt.
Wir hatten die 3-tägige Rinjanitour über einen Herrn gebucht, den ich auf Trip Advisor gefunden hatte. Etwas merkwürdig war es schon, einem fremden einfach Geld zu überweisen aber in diesem Fall vertraute ich den guten Rezensionen. Nach einem erstaunlich guten Frühstück im Hotel wurden wir von unserem Guide und den Trägern abgeholt. Nach einem kurzen Stop in der Nationalparkverwaltung zum Anmelden ging es auch schon zum Startpunkt. Von hier aus wanderten wir stramm den Berg hoch bis zu einem Mittagsplatz. Hier erwartete uns ein Wahnsinns Menü mit Reis, frischem Gemüse, Hähnchen und frittiertem „Irgendwas“. Mit unglaublich vielen anderen wanderten wir sehr steile Trails nach oben und kamen am frühen Nachmittag am Schlafplatz an. Das Zelt wurde uns aufgebaut und wir konnten uns bei einem Mittagssnack ausruhen. Wo früher nur 10-20 Zelte standen, standen heute sicher 150 Zelte und überall waren auch kleine Klo-Löcher am Wegesrand.



Der zweite Tag Begann für Frido sehr früh. Er stand um 2 Uhr auf um nach einem kurzen Frühstück mit unserem Guide den Vulkan bis zum Kraterrand zu besteigen. Ganz nach dem Moto „it´s runnable“ war Frido als erstes ganz oben und konnte die ruhigen Moment und den 360° Ausblick alleine genießen. Zu Beginn war der Weg ausgetreten aber mit den richtigen Schuhen machbar. Je weiter man den Vulkan aber bestieg, desto schwieriger wurde es, im Sand und auf einem unglaublich schmalen Grad nach oben zu kommen. Viele Wanderer mussten Pausen einlegen oder schafften es nur im Schneckentempo hoch. Nach einigen Fotos auf dem Gipfel hatte unser Guide wohl die Challenge, genau so schnell wieder unten zu sein, wie sie oben waren. So rannten die beiden die komplette Strecke, bis sie um kurz vor 7 wieder bei mir vor dem Zelt standen.






Da wir die 3-Tages Tour gebucht hatten, ging es für uns weiter zum Vulkansee. Dort legten wir einen kleinen Mittagsstop ein und durften von ein paar einheimischen Jungs Fisch-Spezialitäten probieren. Die von unseren Guides frisch gefangenen Fische waren leider nicht für uns vorgesehen, wir bekamen aber wieder ein sehr leckeres Menü gekocht. Vollgefressen wurde kurz nach dem Mittagessen auch schon wieder alles zusammengepackt und weiter ging es den nächsten Gipfel hoch. Im strammen Tempo ging es mit tollem Ausblick auf Vulkan und Vulkansee weiter nach oben, enge Pfade, einige Metalltreppen und Seilklettereien lagen vor uns. Eigentlich war es vorgesehen die letzte Nacht auf dem zweiten Gipfel zu verbringen, um auch hier nochmal den Blick auf den Vulkan zu genießen. Da wir aber so schnell waren, scheuchte uns unser Guide (leider) direkt weiter und so begannen wir an dem Abend noch mit dem Abstieg.



Nach einem umfangreichen Essen und selbstgemachtem Popcorn ging es schlafen. Am nächsten Tag war der komplette Abstieg geplant und wir wurden schon gegen 10:00 Uhr im Tal erwartet. An diesem Morgen hatten wir noch das Glück, die seltenen schwarzen Affen in der Ferne beobachten zu können. Weiter ging es durch Palmen mit etwas Jungle-Feeling ins Tal. Dort erwartete uns nicht nur unser Fahrer, auch ein sehr frühes und umfangreiches Mittagessen. Für mich war dieser Trip zwar ein tolles sportliches Erlebnis, zum fotografieren und genießen bin ich aber leider doch nur sehr wenig gekommen.


Verhungert sind wir auf diesen 3 Tagen aber auf jeden Fall nicht!






Um nach dem Trip etwas die Beine hochlegen zu können, wurden wir mit einem Privatboot von Lombok aus auf die Insel Gili Air gebracht. Ich hatte mich gegen Gili Trawangan entschieden, da ich einfach kein Interesse an „Magic moshroms“ und Party bis zum Umfallen hatte. Und, das war die absolut richtige Entscheidung. Während unserer Nächte auf Gili Air hatten wir einen kleinen Bambus Bungalow und… ungefähr 10 schwarze Katzen. Nachdem wir uns natürlich sofort um Katzenfutter gekümmert hatten, warteten jeden Morgen die Miezen vor unserer Tür und erfreuten sich bester Pflege. Rumschlendern, Schnorcheln und Strandspaziergänge ließen aus auf Gili A. nochmal so richtig den Urlaub genießen. Besonders den frisch gefangenen und zubereiteten Fisch in den kleinen Strandlokalen kann man absolut empfehlen. So bekamen wir für ca. 15€ pro Person ein geniales Abendessen inklusive Getränk und tierischer Gesellschaft.





Natürlich durfte kurz vor unserer Abreise nach Kuta auch ein Tagestrip nach Gili Trawangan nicht fehlen. Viele Partysüchtige empfingen uns schon am Steg. Da wir relativ viel Zeit hatten, entschieden wir uns erst für eine Inselumrundung zu fuß und konnten so auch die etwas andere Seite von Gili T. kennenlernen. Leerstehende, verfallende Unterkünfte, streunende Katzen und Hunde, eine sehr freundliche Ziege und zu guter Letzt auch der einzige und höchste Berg in der Mitte der Insel erwarteten uns. Vermutlich haben wir an nur einem Tag deutlich mehr gesehen, als die, die nur darauf aus sind, Schildkröten tanzen zu sehen und ganz nach dem Moto „never try, never know“ leben. Wir hatten eher „never try, never die“ im Kopf.


Unser letzter Stop, bevor wir die Heimreise antraten, war Kuta. Von Gili A. aus konnten wir die Rückreise bis dort hin durchbuchen und hatten mit einem neuen Speedboot und einem Reisebus die beste Möglichkeit gefunden, günstig zu unserem letzten Stop zu kommen.
Kuta und damit auch Fake Rolex Stores, Viagra am Straßenrand und noch mehr Magic Moshroms war nochmal sehr spannend. Aufgrund des schlechten Wetters waren wir etwas eingeschränkt unterwegs und hielten uns hauptsächlich in den großen Kaufhäusern auf. Sehenswert waren diese auf jeden Fall und auch der Foodcourt im größten Kaufhaus am Strand brachte einiges kulinarisches und verstörende Erfahrungen mit sich. Da wir unser letztes Geld auch noch für Snacks ausgegeben hatten, entschieden wir uns, die 4 Kilometer zum Flughafen zu wandern. Bei 30 Grad und sicher 80% Luftfeuchte war dies das perfekte Ende einer wilden Reise.




































































































































