Lettland – zwischen Party und Einsamkeit

Lettland – zwischen Party und Einsamkeit

Warum nach Lettland? Diese Frage haben mir einige gestellt. Warum? Ganz einfach: man kann hier nicht nur den Rimiriga Halbmarathon laufen sondern auch ein tolles Land mit toller Landschaft und tollem Essen entdecken. 

Unsere Lettland-Reise begann in Riga. Unser Flug von Frankfurt aus für 100€ (one way) war verhältnismäßig billig und dauerte nur 2 Stunden. Vom Flughafen Riga aus, konnten wir direkt den Flughafenbus Nr. 22 in die Stadt nehmen. Dieser fährt alle 20 Minuten direkt gegenüber des Ausgangs ab, braucht 30 Minuten in die Innenstadt und ist mit 2-3€ pro Person deutlich günstiger als ein Taxi. 

In Riga-Center angekommen – Kulturschock. So viele deutsche grölenden Touristen auf Bier-Tresinen hatten wir dann doch nicht erwartet. Und gerade am Wochenende war die Stadt voll mit Aida-Touristen die die Stadt mit Fähnchenträgern stürmten. Auch der RimiRiga-Marathon zog wahrscheinlich viele Touristen an. Unsere ersten Tage in Riga verbrachten wir mit Sightseeing und besichtigen das Schwarzhäupterhaus, das Freiheitsdenkmal, die Petrikirche aber auch den Zentralmarkt, der etwas außerhalb liegt. Die Stadt lädt zum schlendern und rumlungern ein und hat viele kleine Lädelchen, auch Handwerkslädelchen, die definitiv einen Besuch wert sind. Hier gibt es neben traditionellen Klamotten auch Gestricktes, Seifen und Cremes oder beispielsweise auch Schmuck. Die Läden haben mehr zu bieten als die klassischen Souveniershops auch wenn sie teilweise etwas teurer sind. Empfehlenswert sind auch die vielen Restaurants in der Stadt. Vom preiswerten Gault Millau empfohlenen „Milda“, bis zur typischen lettischen Küche im „Zviedru varti“ Restaurant. Auch Burger, Cafes und besonders viele Kneipen in jeder Preiskategorie waren hier zu finden.

Sehr beeindruckt hat uns auf jeden Fall auch das sehr offensichtliche Statement zum Ukraine-Krieg. An jeder Mauer, an den Läden und auf Souvenirs war die ukrainische Flagge zu finden. Ein tolles Zeichen! 

Nach dem Halbmarathon in Riga holten wir unseren Mietwagen ab und begannen unseren Rundtrip. Zuerst ging es in den Osten in den Gauja-Nationalpark, den wir nach Zwischenstop in Sigulda erreichten. Sigulda ist ein kleine Stadt am Fluss Gauja. Auch wenn die Stadt bei unserer Besichtigung wie ausgestorben erschien, hatte sie für Touristen ein bisschen was zu bieten. Neben der Möglichkeit, die Gauja per Seilbahn zu überqueren, gibt es auch das „Sigulda New Castle“ welches wir uns anschauten. Hier zahlt man 5€ Eintritt und kann einiges über die lettische Geschichte lernen. Man hat von hier aus einen tollen Ausblick über das Flusstal und zu der gegenüberliegenden Burg Treyden. Als Zwischenstop war Sigulda sehr nett, aber unser Ziel war an diesem Tag Cesis und unsere „Vogelhaus-Unterkunft“.

Cesis liegt mitten im Gauja-Nationalpark. Ähnlich wie Sigulda, wirkte auch Cesis auf uns etwas verschlafen. Dementsprechend war es fast wie Tag und Nacht, nach Riga hier seine Zeit zu verbringen. Die Altstadt lädt zum bummeln und entspannen ein, kleine Geschäfte mit Souveniers und Cafes sind hier zu finden. Die Schwertbrüderordensburg ist schon von weitem zu erkennen und auch die Orthodoxe Kirch der Erleuchtung Christus ist mit ihren tollen Farben zu bewundern. Wir entschieden uns für eine große Wanderung durch den Nationalpark entlang der Gauja und durch die Wiesen und Wälder. Im Mückenschutz hätten wir uns bei unserem Wandertrip am liebsten gebadet! 

Nach Cesis fuhren wir weiter, ganz in den Westen nach Liepaja an die Ostseeküste. Auf unserem Weg nach Liepaja erkundeten wir kleine Dörfer und Städte, darunter auch Bauska mit sehr freundlichen Mitarbeitern in der Touri-Information die uns nach alten Maßstäben vermaßen und tolle Tips für uns hatten. 

So wurde noch ein Zwischenstop in den Gärten von Rundale empfohlen. Es handelt sich um ein Barockschloss mit einer mehrere Hektar großen Parkanlage die auch schon als Drehort für Sisi genutzt wurde. Im Mai kann man hier Tulpen und ein frisches Grün genießen! Von außen lässt sich das Schloß kostenfrei besichtigen, wer in die Gärten möchte, muss 6€ zahlen (https://rundale.net/de/preise/ticketpreise/). Weiter auf unserem Weg in den Westen hielten wir noch an einer kleinen Kräuterfarm namens Rukisuteja (https://www.rukisuteja.lv) an. Den Inhaber erreicht man per Telefon und er öffnet spontan den Laden. Tolle Cremes, Tees aber auch Öle und Duftsprays sind hier für wenig Geld und aus regionalem Anbau zu kaufen! Für uns definitiv ein Geheimtip!

Aber auch Liepaja war für uns ein Geheimtip. Unsere Unterkunft lag direkt in der Stadt, gegenüber der Markthalle, verschiedener Kirchen und nur wenige Gehminuten vom Strand entfernt. Die Sonnenuntergänge am „Liepaja-Schriftzug“ sollte man sich definitiv nicht entgehen lassen. Auch ein Bier lässt sich heimlich an den Strand schmuggeln und bei lauwarmen Mai-Temperaturen genießen. Den Weg zum ca. 40 Minuten entfernten Pape Nationalpark sollte man auf jeden Fall auf sich nehmen! Hier hatten wir immer noch die schönste Wanderung in Lettland, zwischen Strand und Wildpferden.

Nach wundervollen Abenden im Sonnenuntergang in Liepaja und unserer Strandwanderung im Nationalpark ging es wieder Richtung Nord-Osten in die Nähe von Riga, nach Jurmala. Den Weg nach Jurmala verlagerten wir allerdings etwas über den Norden von Lettland und besichtigten neben dem breitesten Wasserfall Europas in Kuldiga auch das kleine Dörfchen Piltene. Mit Händen und Füßen verständigten wir uns hier mit den Rathausmitarbeitern, dass wir auf der Suche nach Namen aus dem Stammbaum von meinem Freund sind. Nach 2 Stunden warten wurde eine Mitarbeiterin gefunden, die uns Zutritt zu einer einzigartigen Kirche ermöglichte. Namen fanden wir allerdings keine.

Unsere Unterkunft in Jurmala lag etwas außerhalb der Stadt und so waren wir, nachdem wir unseren Mietwagen weggebracht hatten, auf Bus und Bahn angewiesen. Die Innenstadt von Jurmala war sehr touristisch und so entschieden wir uns mit dem Bus in den Kemeri-Nationalpark zu fahren und die Moorlandschaft über die Stege zu bewandern. Ein schöner, naturnaher Abschluss unserer Lettlandreise.

Lettland ist ein Land mit vielen Gesichtern. Ein Land das aber definitiv eine Reise wert ist. Nicht nur wegen dem Essen, auch wegen den vielen Nationalparks und der wunderschönen Natur.