Die Insel Saaremaa

Ein Kurztrip auf die Insel Saaremaa:

Da Tallinn doch sehr touristisch ist, habe ich mich dazu entschlossen noch einen Kurztrip auf die Insel Saaremaa zu machen. Von Tallinn aus gelangt man entweder mit einem Mietauto (ca. 30 – 50€ am Tag) aber auch mit einem Reisebus, der nur ca. 13€ pro Fahrt kostet nach Kuressaare, der Inselhauptstadt. Die Fahrt mit dem Bus dauert ca. 4 Stunden, mit einem eigenen Auto und wenn man direkt eine Fähre erwischt, ist man in 2 Stunden dort. Gebucht habe ich meinen Bus online unter tpilet.ee. Je früher man hier bucht desto billiger ist der Bus. Der Busbahnhof liegt etwas außerhalb der Stadt, ist mit Bus oder Straßenbahn in wenigen Minuten erreichbar, zu Fuß benötigt man zum Tallinna Bussijaam ca. 30 Minuten (Website findet man HIER).

In Kuressaare habe ich mich für fünf Nächte im Ovelia B&B einquartiert. Inklusive Frühstück habe ich hier 175€ gezahlt, was für die Leistung vollkommen in Ordnung war. Das Frühstück war im großen und ganzen in Ordnung, in ca. 15 Minuten war man vom Busbahnhof an der Unterkunft und in weiteren 15 Minuten zu Fuß in der „Innenstadt“. Da ich mich für die Fahrt mit dem Reisebus entschieden habe, hatte ich die ersten Tage in Kuressaare kein Auto zu Verfügung und war hauptsächlich in der Stadt und der Umgebung unterwegs. So habe ich auch zum großen Supermarkt an der Tallinna/Ringtee-Kreuzung und zum dahinter liegenden Friedhof (Kudjape kalmistu) gefunden. Dort lässt sich die ein oder andere Stunde verbringen. Viele Gräber sind sehr alt und gerade an einem eher düsteren Tag hinterlassen sie eine mystische, etwas unheimliche Stimmung. Hier waren nur wenige Menschen unterwegs und man konnte die Ruhe genießen. Weitere auf jeden Fall sehenswerte Orte sind die Festung im südlichen Teil der Stadt, der Kuursaal (Kuurhoone) mit seinen empfehlenswerten Fisch-Menüs (dazu unten mehr), die Innenstadt von Kuressaare mit seinen vielen kleinen Restaurants und Cafés sowie die kleinen Gassen mit Souvenirläden und wunderschönen Häuschen.

Da bei mir das Wetter nicht so mitspielte und es sich sehr schwierig gestaltet, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln die Insel zu erkunden, habe ich mich in der Touristeninformation in Kuressaare nach einem Mietwagen informiert. Wider Erwarten wurde mit ein Zettel mit einer Adresse von „ONAUTO“ in die Hand gedrückt. Diesen kleine Autoverleih findet man in der Ara 53a. Ich bin dort einfach vorbei gelaufen und habe mich nach einem Auto erkundigt. Sofort wurde mir für 25€ ein Mietwagen zugesagt, nur Pass und Führerschein musste ich vorweisen. Gezahlt wurde in Bar. Die Preise und Abhandlung waren sehr einfach, die Autos relativ alt aber vollkommen in Ordnung. Da die Wege und Straßen abseits der Städte oft aus Schotter und Kies sind, sind hier Schäden an Lack und Scheiben nicht ausgeschlossen. Mit einem älteren Auto fühlt man sich hier um einiges sicherer.


Mit dem Auto war ich somit um einiges flexibler und konnte die gesamte Insel erkunden. Angefangen habe ich mit dem Meteoritenkrater bei Kaali. Sehr spektakulär war dieser leider nicht, erinnerte eher an einen kleinen Tümpel wie man ihn immer wieder im Schwarzwald findet. Nach einem kurzen Stop bin ich auch schon weiter gefahren, um mir die Angela Windmühlen bei Viira anzuschauen. Hier gab es leider auch nicht so viel zu sehen, ein kurzer Stop reicht meiner Meinung nach vollkommen aus. Um näher an die Windmühlen zu gelangen und diese auch von innen zu besichtigen ist ein Eintritt fällig. Fährt man allerdings einfach so durchs Land, findet man immer wieder Windmühlen, die keinen Eintritt kosten und die trotzdem auch von innen besichtigt werden können.
Vom Angela Windmillpark ging es weiter in den Norden der Insel, dann die Küste entlang zum „Panga Cliff“. Eine Steilküste (nicht sooo steil wie man sich das vermutlich vorstellt) erwartet einen hier. Läuft man ein Stück die Küste entlang kann man über ein Seil nach unten klettern und direkt an den Klippen über den Steinstrand wandern. Ca. 500m weiter findet man eine gelb markierte Treppe und gelangt hier auch wieder nach oben auf den Wanderweg. Wanderrouten findet man auf einer großen Tafel am Parkplatz. Vom Panga Cliff aus bin ich wieder zurück in den Süden der Insel, zum Wandergebiet „Loose tammiku opperade“. Hier erwartet einen eine lange Allee aus alten Eichen. Folgt man dieser gelangt man zum Vogelbeobachtungsturm. Von hier aus kann man Kraniche, Schwäne und Gänse an der Küste beobachten.

Weiter ging es am nächsten Tag mit einem Trip in den Süden der Insel, nach Sääre zum „Sorve Leuchtturm“. Ich bin früh am Morgen losgefahren um den anderen vielen Touristen aus dem Weg zu gehen und mit der Drohne eine Runde um den Leuchtturm fliegen zu können. Gerade an einem nebeligen Morgen ist die Stimmung hier sehr düster und mystisch. Mit der Drohne waren tolle Aufnahmen möglich, allerdings auch nur kurz da dann doch einige Familien mit Kindern den Leuchtturm und die Umgebung inspizierten. Weiter bin ich mit dem Mietwagen in den Nordwesten, zum „Ohesaare bank“. Dabei handelt es sich um einen Kiesstrand auf welchem viele Steintürme in jeder erdenklichen Größe errichtet wurden. Eine schöne ruhige Atmosphäre! Da hier auch ein größerer Parkplatz war, konnte man sein Auto stehen lassen und 1-2 Buchten weiter die vielen Schwäne beobachten. Auf dem Weg zurück nach Kuressaare habe ich dann noch einen Stop beim Leuchtturm „Anseküla“ gemacht und noch einen Regenspaziergang am Strand „Mändjala“, kurz vor der Stadt. Gerade der Strand ist zu empfehlen. Bei gutem Wetter kann man hier toll schwimmen und er ist nicht so überlaufen wie der Stadtstrand im Süden von Kuressaare.

Als nächstes Ziel hatte ich mir eine Wanderung um die Landzunge im Nordwesten der Insel ausgesucht. Mit dem Auto bin ich zu dem Wanderparkplatz „Harilaiu matkarada“ gefahren. Von Kuressaare aus habe ich relativ lang, fast 60 Minuten gebraucht, ein Großteil der Strecke war off-road und sehr schlecht zu befahren. Auch hier war ich wieder froh, ein etwas älteres Mietauto zu haben. An dem Wanderparkplatz waren verschiedene Wanderungen beschrieben, auch die Umrundung der Landzunge mit einem Stop am „Kiipsaare Leuchtturm“. Da schon einige Leute auf dem Weg zu diesem Leuchtturm waren, bin ich die Runde verkehrtherum gelaufen und hatte somit meine Ruhe. Zuerst ging es die Küste entlang, dann immer wieder etwas weiter ins Landesinnere durch Kiefernwälder. Trotz der Aussage im Reiseführer, dass es in Estland Bären, Wölfe, Luchse und Elche gibt, war ich doch etwas erstaunt, auf dieser Runde die Überreste eines Bären gefunden zu haben. Wenn man es dann auch noch im Gebüsch knacksen hört, läuft man doch etwas schneller.

Der „Kiipsaare Leuchtturm“ war auf jeden Fall einen Besuch wert. Dieser schräge, alte Leuchtturm vor einem stürmischen Himmel und dem rauen Meer sah toll aus und die Runde ist mit 11 km auch wirklich gut machbar. Den Rückweg habe ich mir selber ausgewählt, bin einen Teil am Strand, den anderen Teil durch den Wald zurückgelaufen. Auf dem Weg vomWanderparkplatz zurück nach Kuressaare sieht man viele kleine „Buswartehüttchen“ am Straßenrand. Oft sind diese mit Sofa, Sessel, Tisch und vielen anderen kleinen Dingen ausgestattet und versüßen einem die wahrscheinlich lange Wartezeit auf die selten fahrenden Busse.

Eine weitere Sache, an die man sich sehr gerne zurück erinnert, ist das gute estnische Essen. Während es in Tallinn bereits viele verschiedene Fisch-Menüs, von gegrilltem Lachs über Fisch-Bowl bis hin zu Sushi gab, konnte man auf Kuressaare direkt weiterschlemmen. Sehr zu empfehlen ist der Kuursaal in der Nähe der Festung in Kuressaare. Die Fischmenüs variieren je nach Tag und dem täglichen Fang, meist stehen
3-4 unterschiedliche Menüs zur Verfügung. Ich hatte mir die Babyforelle mit Kartoffeln und Gurkensalat für 12€ sowie als Vorspeise eine Schale Oliven für 4€ bestellt. Bei der Größe und der Qualität des Menüs ein absolut fairer Preis. Weiterhin zu empfehlen war das „Pritsumaja Grill & Bar“ in der Innenstadt von Kuressaare wo man sehr guten gegrillten Lach bekam sowie für den Snack zwischendurch die „Fresh Café & Smoothie Bar“. Für einen kleinen Vitamin-Kick und zum Pause einlegen absolut genial! Für meine Tagestrips habe ich mir meist einen Rucksack mit genug Snacks und Trinken mitgenommen. Estland ist was die Internetabdeckung allerdings so gut, das man immer auch von zwischendurch Läden und Restaurants suchen kann.