Trail Alsace Grand Est by UTMB

Am 16.05. startete um 07:00 Uhr der „Ultra-Trail des Paiens“ von Orschwiller aus. Der 116km lange Lauf mit über 4.200 Höhenmetern ist einer von 5 Distanzen des „Trail Alsace Grand Est“ by UTMB. Alle Distanzen enden mit dem Ziel in Obernai und führen die Läufer zwischen Weinreben und über Burgen des Elsasses. Wir haben uns eine Unterkunft in Nähe des Starts gebucht, um am Wettkampftag keine lange Anreise zu haben. Die Startnummernausgabe erfolgte am Vortag in Obernai, wo auch das „Event-Village“ und viele Stände der Sponsoren mit verschiedenen Angeboten bestand. Etwas enttäuschend war der Material-Check der Pflichtausrüstung. Von den Helfern wurde lediglich kontrolliert, ob ein Laufrucksack vorhanden ist oder nicht. Begleitpersonen haben einen kleinen Ausdruck erhalten, der ihnen an manchen Verpflegungsposten Zutritt innerhalb des Läuferbereichs gewährte. Für uns ging es nach einem kurzen Stopp im UTMB-Shop und dem ein oder andern „Goodie“ zurück in die Unterkunft, wo noch die Ausrüstung und Verpflegung für den Wettkampftag vorbereitet und die Treffpunkte an den Verpflegungsstationen besprochen wurden.

In der Unterkunft waren weitere Läufergruppen, die am Freitag an den Start gingen. So lernten wir auf dem Weg zum Start auch Andreas und Timo kennen; aber dazu später mehr.

Am Freitag fluteten die knapp 1300 Läufer der UTDP-Distanz den kleinen Ort. Die Zuschauer und Läufer wurden von der bekannten Atmosphäre des UTMBs mit Musik auf die bevorstehenden Kilometer eingestimmt. Andreas und ich vernetzten uns kurzerhand und hatten ähnliche Zielvorstellungen. So starteten wir gemeinsam und liefen die ersten Kilometer nebeneinander.

Nach dem Startschuss bewegte sich die Masse durch den Ort in die Weinreben, wo es auf den ersten größeren Anstieg über knapp 600 Höhenmeter auf die Königsburg ging. Dort wurden wir von Rittern und Burgbewohnern herzlich empfangen und im Burghof bot sich der erste Verpflegungsposten an. Über die Burgmauern und durch die Gemächer ging es wieder bergab ins Tal. Dort wartete auch Liv nach ca. 18 Kilometer in dem Ort „Chatenois“ auf mich. Dies war der erste Verpflegungsposten, an dem eine Unterstützung durch Freunde oder Familie zugelassen war. Leider war hier leider ein absolutes Chaos und die Organisatoren schafften hier aus unserer Sicht nicht für Ordnung. So mussten sich die Läufer durch die Massen an Zuschauern und Helfern zu ihren Begleitpersonen „durchkämpfen“ und es machte auch nicht den Eindruck, als ob die 1:1-Regel mit maximal einem Betreuer für einen Läufer eingehalten wurde.

Nachdem ich in den ersten Monaten des Jahres krankheitsbedingt nur bedingt trainierte, war meine Konstitution an dieser VP auch nur bedingt positiv. Liv sorgte neben der richtigen Verpflegung, Sonnenschutz, Eisgel im Nacken und vor allem die positiven und aufmunternden Worte für den benötigten Schub. Von dort ging es über einen weiteren Berg und über verschiedene Burgen und Ruinen weiter auf die Strecke.

Der Zuspruch und die hervorragende Unterstützung wirkten wieder einmal Wunder und ich kam in mein Läuferhoch, was mir auch gleich anzusehen war. Zwischen Trail-Passagen und Umrundungen von vielen Ruinen und Burgen ging es immer wieder hinab in die Ortschaften am Fuße der Vogesen. Das Wetter und die Temperaturen waren perfekt; der richtige und regelmäßige Sonnenschutz war absolut notwendig.

Überrascht haben mich die Bergpassagen, an denen nahezu alle Läufer ins Gehen übergingen. Hier konnte ich schnell ein schnelles Gehen oder langsames Joggen für mich gewinnen und aufholen. Die gewonnen Zeit bei den Bergpassagen nutzte ich in den Verpflegungsstationen, um mich mit Liv über die erlebten Kilometer und Eindrücke auszutauschen und zu erholen. Der Blick ins Rheintal und auf die Heimatberge im Schwarzwald war immer wieder beeindruckend und machte den Lauf zu einem besonderen Erlebnis. Die vielen Burgen und teilweise auch anspruchsvollen Trail Passagen machten die Strecke sehr abwechslungsreich und kurzweilig.

Nach 61 Kilometern wartete in „Barr“ eine weitere Verpflegungsstation auf die Läufer, bei der es auch verschiedene warme Mahlzeiten für die Läufer gab. Einmal kurz auf dem Boden gelegt und ausgestreckt, mit den Elsässischen Knöpfle verpflegt (ein Gruß an die Küche!) und von Liv versorgt war die zweite Hälfte „ein Klacks“. An den Verpflegungsstationen holte mich meist auch Andreas wieder ein und wir tauschten uns über die absolvierten Kilometer aus.

Bei Kilometer 87 stand der Ort „Klingenthal“ mit einer weiteren Verpflegungsstation und Liv als Motivator auf dem Programm. Ab hier setzte auch langsam, aber sicher die Dämmerung ein. Die letzte große Bergüberquerung über den „Heidenkopf“ führte uns Läufer in „Rosheim“ auch in die letzte Versorgungsstation, in der ich nur kurzen Halt machte. Von Timo wurde ich auf das zunehmende Strahlen in meinem Gesicht angesprochen und für die letzten 7 Kilometer angefeuert.

Von dort war es tatsächlich ein Leichtes, noch einmal die Reben zu durchqueren und die letzten Höhenmeter zu meisten. Im Licht meiner Stirnlampe war es ein fast schon mystisches Gefühl durch die Dunkelheit von Reflektor zu Reflektor die Strecke zu suchen und folgen. Der Ausblick von dem Hügel oberhalb von Obernai auf das beleuchtete Veranstaltungsgelände beflügelte mich auf dem Abstieg. Über eine Behelfsbrücke ging es in den Zielkanal, der die Läufer in einer Allee ins Ziel führte.

Voller Emotionen und toller Eindrücke setzte ich zu meinem Zielsprint an und „flog“ über die letzten Meter. Das Ziel erreichte ich nach 15:33:59 als gesamt 275er überglücklich, gesund und dankbar für diese unglaubliche Zeit und Unterstützung von Liv und aller Begleiter von zu Hause.